Gegen eine so spielstarke Mannschaft wie die vom Erstligaabsteiger VfB Stuttgart zu spielen, war schon eine Herausforderung – aber solche nehmen wir bekanntlich eher an als die Spiele gegen vermeintlich schwächere oder angeschlagene Teams. Neben einer guten Mannschaftsleistung nebst entsprechender taktischer Einstellung hatten wir zudem noch eine weitere Trumpfkarte – und damit meine ich weder die Unterstützung von den Rängen, die am diesen Tag eher verhalten ausfiel, noch die des Schirigespanns, die eher als neutral schlecht einzustufen ist, sondern unsere Geheimwaffe an diesem Tag, der vollkommen ruinierte Rasen bzw. das, was davon noch übrig geblieben ist. Das war kein Untergrund für Ballzauberer, sondern für Kämpfer – und mit einer guten Abwehrschlacht und Nadelstiche nach vorn haben wir dieses Heimspiel gut angenommen.
Am Abend vor dem Spiel gab es schon einmal einen wunderschönen Start in dieses Wochenende, denn die Shoegazerlegende Ride hatte sich zu einem Konzert angekündigt und nach ein paar guten Einstiegsbieren, hier das Jet Black Heart von BrewDog, gingen wir dorthin los.
Das Konzert fand auch in St. Pauli statt und zwar auf der „richtigen“ Seite, im Grünspan. Falls wer die Band noch nicht kennen sollte: https://www.youtube.com/watch?v=jsym4Gk4VQs. Bei dem Video von der gleichen Tour ist auch gut zu erkennen, woher die Richtung ihren Namen hat: vom Bedienen der ganzen Fußpedale der Gitarren, was eine entsprechende Blickrichtung der Musiker auf der Bühne auslöst…
Das war ein wunderschöner Abend! https://twitter.com/kleinertod/status/1223366991307771907 mit weiteren Bilder.
Derart gut eingestimmt ging es am nächsten Morgen dann zum ersten mal in diesem Jahr wieder ans Millerntor. Gespannt darauf, wie Luhukay die offensichtlichen Baustellen beim ersten Auftritt in 2020 gegen einen Verein aus den Top 3 zu schließen gedachte.
Die Erinnerung an alte Zeiten mag zwar aus Fansicht schön sein, im aktuellen Fußballgeschehen zählt etwas anderes und in dieser Saison heißt dies definitiv Punkte, Punkte und nochmals Punkte. Der Abstand nach unten ist nicht nur verschwindend gering, er wird mit jedem Nichtsieg auch weiter kleiner, schließlich holen die da unten eher auf, als daß sie weiter Punkte lassen würden.
Da wäre es natürlich schön, wenn wir so etwas wie ein gutes Händchen zum Schiedsrichter hätten – aber letztlich sollte sich so ein Gedanke nur als Ente herausstellen…
Aber wir hatten ja noch den Rasen… Wie auch immer, wir haben jedenfalls keinen aktuell. Da sah ja aus. Aber gleiche Bedingungen für alle. Und: https://twitter.com/kleinertod/status/1223568878703403010.
Schönster Neuzugang der Winterpause: die neue Leitung zu den Hörplätzen. Sehr gelungen.
Bei der Gelegenheit und immer: kein Fußball den Faschisten. Auch nicht im Abstiegskampf.
Vor dem Spiel wurde auch schonmal darauf hingewiesen, was nach dem Spiel anstand: die Demo gegen die Verschärfung des Hamburger Polizeigesetzes. Die es leider in sich hat: https://nopolghh.de/#warum.
Die Tendenzen weg von einem demokratischem Rechtsstaat und dem Schutz der Menschenrechte sind sehr bedenklich und nicht nur der Blick in ein Nachbarland sollte hier Warnung genug sein, siehe zB https://twitter.com/robertwagner198/status/1224293247389962241, wir haben hier schließlich auch noch die landeseigene Geschichte.
Und so gut und richtig der Lauf gegen Rechts auch ist, noch viel wichtiger wird es sein, bei dem anstehenden Wahlen in Hamburg das richtige Kreuz zu machen. In 20 Tagen, am 23.2.2020, ist es soweit. Nebenbei bemerkt die erste Hamburger Wahl nach NoG20…
Keine wirkliche Überraschung bei der Startelf, zumindest der Tausch Benatelli für Buchtmann war geradezu zwangsläufig. Daß der offensivere Becker nach einem schwachen Spiel gegen den defensiveren Flum ausgetauscht wurde, das hatten eigentlich alle bei diesem Spiel gegen den VfB ebenfalls erwartet. Lediglich Penney für Zander fand ich diskussionswürdig, aber auf dem Trainingsplatz hat das Trainergespann vielleicht andere Eindrücke als wir Fans gewinnen können.
Auf der Süd eine klare Ansage an die Verbannten, siehe auch https://twitter.com/FasziFankurve/status/1224280454418833408 mit vielen weiteren Erläuterungen an diesem Spieltag.
Das Beste von Gästeseite war definitiv die Choreo zu Anfang, der sexistische Ausfall später war hingegen einfach nur abgrundtief grottig. Auch die Deustchlandfahne dabei kam hier nicht wirklich gut an. Daß es aber nicht an allen Gästefans lag, war ja sowohl vor dem Apiel als auch nach dem Abpfiff gut zu bemerken, das verlief alles friedlich wie eigentlich immer. Doch die eine Tapete war echt ein Griff ins Klo, siehe dazu auch im link erläutert.
Ebenfalls nicht hier zu sehen ist die liebevolle Danksagung an eine großartige Politikerin aus Hamburg, Christiane Schneider, siehe https://twitter.com/Fanhilfe_FCSP/status/1223650280048336898. Danke für alles!
Und so schön das ganze Konfetti und Drumherum an diesem Tag auch wieder war, wieso es lange Zeit so ruhig war, das erschließt sich mir gerade in Anbetracht der tabellarischen Situation nicht wirklich. Selten hatte ich das Gefühl, so laut meine eigene Stimme beim Anfeuern zu hören wie an diesem Tag.
Nun ist ja an verschiedenen Orten der individuelle Eindruck aufgrund der direkten Umgebung ein anderer, aber bei mir wirkte das definitiv wie eines der ruhigsten Spiele der letzten Jahre. Zumindest bis in die zweite Halbzeit hinein.
Von mir aus sollte vor lauter support Lärm das Dach wegfliegen.
Das war an diesem Tag eher zum Regenabhalten und Luftschlangen einfangen von Nöten.
Die erste Halbzeit verlief reichlich umkämpft, das Flutlicht brachte auch keine echte Erleuchtung. Ein Kopfballduell von Miyaichi und dem Gästekapitän brachte in der Anfangszeit leider eine üble Verletzung Letzterem ein, unter aufbauenden Applaus aus dem Heimbereich mußte der Stuttgarter schon nach wenigen Minuten mit einem Kieferbruch raus. Autsch. Gute Besserung! Zurecht hatte der Schiri Brych hier keine Karte gezeigt, denn der Zweikampf war gerade einmal mit Wohlwollen als Freistoß auszulegen, als daß auch gepfiffen wurde, das war deutlich eher ein Unfall als ein Foul. Das sowohl auf unserer als auch auf Gästeseite eine Gelbe stecken gelassen wurde, als mit einem taktischen Foul in Höhe der Mittellinie jeweils ein Angriff unterbunden wurde, läßt sich auch noch als ausgleichende Gerechtigkeit erklären, in beiden Fällen wäre eine andere Entscheidung aber zutreffender gewesen. Und wenn Miyaichi besser gezielt hätte allein vor dem Kasten oder aber Himmelmann den einen Ball nicht noch an die Latte gelenkt hätte, dann wäre die erste Halbzeit auch nicht torlos zuende gegangen. Aber verdient war das 0-0 bis dato schon.
In der zweiten Hälfte legten wir deutlich zu und kamen auch besser zu Chancen, wenngleich diese rar gesäht waren und vor allem erst nach dem schönen Treffer von Henk zustande kamen. Hier hätten wir definitiv nachlegen und das Spiel entscheiden müssen, aber das haben wir leider versäumt.
Daß dann aus einem Fehler hinten doch noch durch einen starken Konter das 1-1 fiel, läßt sich definitiv unter dem Strick als dem Spielverlauf angemessenes Ergebnis abhaken – wenn, ja wenn wir die beiden Punkte nicht so dringend brauchen würden, die uns so durch die Lappen gegangen sind. Aber Konjunktiv zählt nicht, es war am Ende ein Unentschieden und der eine Punkt ist auf jeden Fall extrem wichtig für uns. Nicht genug, da brauchen wir noch viel mehr in den nächsten Spielen, aber wir haben wenigstens wieder einen holen können. Nun heißt es in Kiel und gegen Dresden nachlegen, auch wenn das zwei schwere Spiele werden.
Nach dem Spiel ging es dann zur gut gefüllten Demo, ich würde hier etwa 5000 schätzen, die dort gegen das neue Hamburger Polizeigesetz auf der Straße waren – übrigens auch mit Christiane Schneider. Und leider auch einer absurd überhöhten Polizeipräsenz. Wie leider immer, wenn diese so etwas wie Kritik auch nur in etwa in ihrer Richtung von Demonstrierenden zu hören bekommt. Das wirkt leider wie eine politische Reaktion und nicht wie die eigentliche Aufgabe, angemessen für eine Absicherung der Demonstration zu sorgen. Es gab jedenfalls definitiv keinen Grund, die Demo schon vor dem Loslaufen nur voll behelmt und mit zwei einsatzbereiten Wasserwerfern direkt auf der geplanten Route zu empfangen. Das ist nicht verhältnismäßig. Und das sollte polizeiliches Handeln immer sein.
Nun, nach der Demo war dann Zeit für ein paar weitere Biere, wohlverdiente.
Auf St. Pauli!
Mehr zum Spiel:
https://www.stefangroenveld.de/2020/wenig-fehler-gegen-stuttgart/
http://beebleblox.blogspot.com/2020/02/neues-jahr-und-altes-leiden.html
http://millernton.de/2020/02/02/gras-immerhin-auf-der-tribuene/