Nazidemo in Hamburg? Läuft nicht. Und gleichzeitig gewinnt der #FCSP daheim gegen Sandhausen. #NOnazisHH

Da wollten die Faschos mal ganz clever sein und in St. Pauli marschieren, während der FCSP zeitgleich daheim am Millerntor kickt. Da hieß es dann Prioritäten zu setzen und das bedeutete in diesem Fall, das Heimspiel hintenan zu stellen und gegen die Nazis auf die Straße zu gehen. Erfolgreich, wie sich dann herausstellen sollte, dank aller Antifaschisten vor Ort wurde aus der beabsichtigten Laufdemo eine erbärmliche Standdemo im strömenden Regen unter der Ubahnbrücke vor der An- und Abreisestation Rödingsmarkt. Das Konzept der Hamburger Polizei, die Demoroute freizublocken und den antifaschistischen Protest weit weg zu halten, ging aufgrund der Ortskundigkeit im Viertel der hiesigen Antifa glücklicherweise fehl. Und dank moderner Technik war sowohl die erste Halbzeit im stream als auch dank der Aufgabe der Faschos die zweite Halbzeit live im Stadion verfolgbar. Der 2-0 Heimsieg kam obendrauf.

Schon früh am morgen, um 11 Uhr 30, traf sich der Antifa-Protest an der Stadthausbrücke, um frühzeitig vor den Faschos, die ab 13 Uhr marschieren wollten, auf der Straße zu sein. Der Treffpunkt war dabei gut gewählt, siehe https://fink.hamburg/2018/04/stadthoefe/. Und leider ist Antifa eine tagesaktuelle Notwendigkeit, siehe https://twitter.com/robert_fietzke/status/1177510337462980608 bzw. https://twitter.com/kleinertod/status/1178220717499977728.

In Zeiten, in denen der Faschismus weltweit, aber auch in Deutschland, wiedererstarkt, sich offen gegen Antifaschismus auszusprechen bzw. diesen zu sanktionieren, das ist leider auch so ein Problem derjenigen, die eigentlich kein wirkliches Problem mit dem Faschismus haben, siehe https://www.neues-deutschland.de/artikel/1126402.martina-renner-danke-antifa.html oder auch https://www.wsws.org/de/articles/2019/09/09/npde-s09.html. Wohin so etwas führt, sollte in Deutschland eigentlich niemand mehr und niemals vergessen. Doch für manche steht der Feind halt woanders…

Auf der anderen Seite der Polizeiautos standen übrigens die Faschos bei ihrer im Keim erstickten Laufdemo. Die eigentliche Antifademo war von der Polizei weder in Sicht- noch in Hörweite der geplanten Nazidemoroute gelassen worden, was hier halt so unter Demonstrationsfreiheit verstanden wird, aber dank des bekannten terrains war es möglich, problemlos bis dicht vor die Nazidemo zu gelangen. Lautstark konnte hier die antifaschistischen Standpunkte artikuliert werden.

Es kamen von Minute zu Minute mehr Antifaschisten und machten ordentlich Lärm gegen Rechts. Vollkommen friedlich zudem.

Einziger Wermustropfen war, daß zu diesem Zeitpunkt am Millerntor das Heimspiel begann. Und das mit dem „Ich träum von Dir“ gewann eine ganz neue Bedeutung…

Derweil begann am Millerntor mit dem Einlaufen eine großartige Choreo für OZ sowie gegen das geplante neue Polizeigesetz in Hamburg und das aus gutem Grund, siehe https://netzpolitik.org/2019/hamburger-polizeigesetz-datenschuetzer-soll-wichtige-befugnis-verlieren/ und https://taz.de/Neues-Polizeigesetz/!5610094/. Danke übrigens an Mel T für die Impression aus dem Stadion.

Dank moderner Technik und einem nahen Tankstellenshop waren wir in der Lage, zeitgleich zum Protest das Spiel zu verfolgen und auf St. Pauli zu trinken. Fast perfekt quasi. Nur halt eben nicht live vor Ort…

Aber das sollte sich zum Glück schnell ändern, denn die Faschos hatten rasch genug und lösten ihre Demo auf, so daß wir zur zweiten Halbzeit zum Stadion konnten.

Aus der Ferne das „Antifa Hooligans“-Lied zu hören, während wir uns auf das Millerntor zubewegten, war dann auch schon etwas schräg. Aber auch ungemein passend.

Der Ball lief schon wieder, als wir endlich drinnen waren, der Spielstand zeigte auch, das alles wunderbar lief an diesem Tag. Mal davon abgesehen, daß wir keine Tore an diesem Tag mehr zu sehen bekommen sollten, aber dafür einen entspannten Kick. Das Spiel wurde schon in der ersten Halbzeit entschieden und die zweite glich mehr einem Auslaufen von beiden Seiten…

Das 1-0 hatten wir ja noch halbwegs sehen können, also in der Wiederholung. Und nachdem ich mir die erste Halbzeit relive ansehen konnte, von dem seltsamen Gefühl der umgekehrten Reihenfolge einmal abgesehen, so kann ich zu diesem Spiel ja auch etwas schreiben. Die Ausfälle von Diamantakos und Lawrence bei diesem Spiel waren glücklicherweise nicht so schwerwiegend, wie es in Anbetracht deren Leistungen in den Spielen davor zu befürchten war. Buballa rückte in die Innenverteidigung und Penney übernahm links seinen Platz, während weiter vorne Sobota wirbelte und der Stürmerplatz an Gyökeres ging. Das Führungstor war aber eine wunderbare Einzelleistung von Becker, der in der 8. Minute nach einem kurz ausgepielten Freistoß in die Lücke Richtung Sechzehner lief und von dort aus einen Aufsetzer in die kurze Ecke abschoß. Ein schönes Tor, das seine gute Leistung der letzten Zeit perfekt abrundete.

Auch Gyökeres durfte sich an diesem Tag als Torschütze auszeichnen. Nachdem er als ständiger Unruheherd da vorne das eine oder andere Abschlußpech hatte, einmal sogar aus kurzer Distanz nur die Latte traf, wobei ihm da allerdings kein Vorwurf zu machen war, das ging alles viel zu schnell, als daß er da den Ball anders hätte annehmen können, so war es in der einen Minute Nachspielzeit der ersten Halbzeit die tolle Kombination von Mats und Ryou, die ihn kurz vor dem Tor den Ball in eben dieses spitzeln lassen sollte, als der Torwart schon ausgespielt und der Verteidiger einen kleinen Schritt zu langsam war. Es sah fast absurd aus, wie langsam der Ball aus der kurzen Distanz von rund einem Meter mittig ins Tor trudelte. Zeit genug zum Jubeln in jedem Fall.

Diesen Treffer konnte ich ja erst nach dem Spiel sehen, da war der stream abgerissen, aber egal, Zeit genug zum Feiern war ja so oder so im Stadion. Und es hätten noch mehr Tore fallen können oder gar müssen, aber die besten Chancen sollten an diesem Tag nicht mehr ins Gästetor gehen. Dafür war das Spiel in der zweiten Halbzeit aber auch zu sehr auf Sparflamme von beiden Seiten. Als ob beide Mannschaften überzeugt waren, daß das Spiel bereits entschieden war und weitere Anstrengungen nicht wirklich mehr nötig wären.

Auch die Einwechslung eines alten Bekannten brachte nichts mehr ein, aber wer Aziz in seinen letzten Monaten beim FCSP gesehen hatte, hatte mehr nicht wirklich Angst vor seinen Qualitäten als Stürmer. Und so hieß es dann am Ende einen hochverdienten Sieg abfeiern, der uns an den Gästen vorbei auf Platz Sechs in der Tabelle hochspringen lassen sollte.

https://twitter.com/kleinertod/status/1178301319968415746

Der Abstand zu einem Abstiegsplatz beträgt aber auch nur fünf Punkte und der zu einem Aufstiegsplatz drei zu diesem Zeitpunkt der Saison, da ist noch alles sehr dicht beisammen nach dem achten Spieltag. Wenn wir dran bleiben, könnten wir uns im Mittelfeld der oberen Tabellenhälfte etablieren, was ein großartiger Erfolg in dieser Spielzeit wäre. Und so, wie die Mannschaft gerade agiert, ist das durchaus möglich.

Patschnass nach dem ganzen Hamburger Wetter war es nach dem Spiel dann nicht nur Zeit zum Feiern, sondern vor allem für einen schönen heißen Grog.

Und einer Fortführung der klaren Ansage an das neue Polizeigesetz, diesen Teil der Choreo hatte ich im Stadion ja nicht mitbekommen…

Es war dann zum Glück noch Zeit und Gelegenheit, liebe Menschen zu treffen, die bis dahin mangels der üblichen Vorspielzeit vor dem Stadion noch nicht angetroffen werden konnten. Und auch für den einen oder anderen Tropfen…

Nur das mit dem tollen Eis, welches der Verein zusammen mit Ben&Jerries herausgegeben hat, das sollte an diesem Tag nicht mehr sein. Da war jetzt mehr Laune auf etwas anderes. Ein anders mal aber gern.

Jetzt war eh ersteinmal Zeit für eine wärmere Grundlage.

Und anderes on top. Auf St. Pauli!

Und auf die wunderbaren Menschen hier…

…und anderswo rund um den Magischen FCSP.

Bei der Rückfahrt ging es dann nocheinmal an der Station vorbei, die wir schon so gut kannten an diesem Tag, siehe auch https://www.keine-stimme-den-nazis.org/. .

Bei der Gelegenheit auch eine Erinnerung an die Veranstaltung vor der Flora am 4.10. Flora bleibt! Siehe zu dem Tag auch http://www.zona-antifascista.org/. Ab 16 Uhr geht es los.

Antifaschismus und Widerstand haben viele Gesichter. Und Vielfalt ist wichtig in jeder Gesellschaft.

Auf diesen gelungenen Tag!

Mehr zum Spiel:
https://www.magischerfc.de/2019/09/die-vierzehn-die-den-abwasch-erledigen/
http://millernton.de/2019/09/30/working-class-heroes/
https://beebleblox.blogspot.com/2019/09/schon-fast-eine-serie.html
https://www.stefangroenveld.de/2019/souveraen-gewonnen-2/