Zwei Heimspiele, zwei Gefühlswelten – der #FCSP kommt nach dem schwachen Unentschieden gegen Aue im Pokal gegen den BVB sensationell weiter

Das Kalenderjahr 2022 beginnt für den FCSP gleich mit einer Englischen Woche, wenn auch nur aufgrund des DFB Pokals, an dem wir immer noch teilnehmen. Erschwerend kommt hinzu, daß wir in dieser Woche schon am Freitag wieder ran müssen – und das auch noch in der Vorstadt zum Stadtderby. Da kommt wirklich allerhand auf uns zu, zumal der Pokalgegner dieser Runde die Übermannschaft aus Dortmund war. Im Vergleich dazu war das erste Spiel dieser Woche daheim gegen die Mannschaft aus dem Erzgebirge, die im Tabellenkeller vor sich hindümpelt in dieser Spielzeit, die vermeintlich einfachste Aufgabe. Doch es kommt halt öfters anders als mensch denkt…

Gegen die Gäste aus Aue sahen wir daheim einfach nur schlecht aus und nur mit ganz viel Glück haben wir quasi in der letzten Sekunde der Nachspielzeit noch den 2-2 Ausgleich erzielen können. Damit nicht nur das erste Spiel in dieser Saison nicht als Sieger daheim am Millerntor beenden können, wir stehen in der Rückrundentabelle auch ganz tief unten auf dem 16. Tabellenplatz – die Gäste aus dem Erzgebirge stehen sogar noch einen Platz über uns. Kein guter Start in die Rückrunde also für uns.

Noch weitaus problematischer ist jedoch die Rückkehr der Geisterspiele, die in Hamburg durch Gespräche zumindest zu einem kleinen Teil abgewendet werden konnte – 2000 Fans sind in den Stadien erlaubt, genau die gleiche Menge wie in der Elphi, die allerdings damit fast vollkommen belegt ist und das auch noch drinnen. Da kann es keine andere Erklärung geben als die, daß Fußball eben nicht als Unterhaltung der „Oberen“ angesehen wird, die in dieser Stadt wie üblich ihre Extra-Würstchen bekommen – wie wohl leider überall auf der Welt. Wenigstens hat diese offensichtliche und absurde Ungerechtigkeit zu dem politischen Eingeständnis geführt, daß in Hamburg eben jene 2000 Fans zugelassen sind, so sie nicht von außerhalb kommen wie bei auswärtigen Gästen.

Über den Sinn und Unsinn dieser Zahlen mag mensch bei den extrem hohen Corona-Zahlen diskutieren, aber im Verhältnis eben zur Elphi ist das nach wie vor absurd wenig. Allgemein sehen ich in den Stadien kaum Gefahren der Ansteckung – da sind geschlossene Räume wie Schulen, Büros, Restaurants etc. noch weitaus bedenklicher, vor allem da die 2000 Fans die 2G+ Regeln erfüllen müssen znd zudem Maskenpflicht herrscht. Nun, finanziell ist das eher ein Tropfen auf dem heißen Stein, für die Mannschaften aber ein enormer Pluspunkt, da jede Unterstützung enorm wichtig sein kann. Wer weiß, wie es ohne Fans ausgegangen wäre an diesem Tag gegen Aue.

Über das Spiel selbst vermag ich nicht wirklich etwas zu schreiben, da verweise ich auf die anderen Berichte anderswo, denn wie auch gegen den BVB war ich nicht vor Ort. Mehr noch, das Spiel gegen Aue habe ich nicht einmal vor dem Bildschirm verfolgt, ich habe die Gelegenheit vielmehr wahrgenommen, an der Demo gegen die Schwurbler teilzunehmen. Dem politischen Gegner, denn Faschisten spielen hier eine gewichtige Rolle bzw. laufen einträchtig mit all jenen in Hamburg seit Wochen zusammen herum, die Straße üpberlassen ist nicht das, was wir tun sollten.

Erstmals und endlich wurde die von der Polizei bislang höchst aktiv unterstützte Schwurblerdemo untersagt – der politische Druck hatte offensichtlich Erfolg. Und vor Gericht hatte das Verbot auch Bestand, auf der Straße hingegen weniger, wie es immer so ist, weswegen die Straße zurückzuerobern oberste Pflicht für alle Antifaschisten war. Zum Aufruf hier mehr: https://www.keine-stimme-den-nazis.org/7344-solidaritaet-und-aufklaerung-statt-verschwoerungsideologien-2. Dort wird auch das durchdachte Hygienekonzept erörtert, welches nahe vollkommen auch eingehalten wurde.

Ein breites Bündnis an Antifaschist*innen nahm wie angekündigt an dieser Demonstration teil, die kraftvoll und wichtig war. Gerade in Abetracht der nur geringen Gegendemonstrant*innen auf den bisherigen Schwurblerdemos, die zudem von der Polizei auch noch drangsaliert und sogar gekesselt wurden, trotz Masken und Abstand und ohne Anlaß, während die Faschos und die sonstigen Schwurbler, die keine Probleme haben, gemeinsam mit denen zu laufen, von der Polizei auch noch aktive Unterstützung bekam. Jetzt nicht wirklich überraschend.

Auch, daß ein frühzeitiges Verbot, wie an diesem Samstag, nicht das gleiche ist wie bei G20 mit der „Welcome To Hell“-Demo, die ohne jedes gerichtlich überprüfbare Verbot scheinbar starten durfte – aber nicht einmal ein paar Meter faktisch laufen durfte und mit gefälschten Gründen angegriffen und aufgelöst wurde mit großem Einsatz an Beamten und Mitteln. Die Polizei kann ja, wenn sie will. Aber sie will es halt gegen links und nicht gegen rechts – das kennen und wissen wir, aber das macht unsere Aufgabe, diese Arbeit nicht (allein) der Polizei zu überlassen, zur Wahrung der Demokratie umso wichtiger.

Daß dann ganz am Ende, nur 100 Meter vor dem Ende der Demo, die Polizei den schwarzen Block angreifen und auflösen durfte, obwohl hier bis zu einem Zusammendrängen durch Polizeibeamte die Abstände eingehalten wurden und auch stets Masken getragen wurden, so persönliche Berichte von vor Ort, zeigt wieder einmal mehr, was das Feindbild für diese Seite ist. Das einmal kurz Pyro entzündet wurde und für viele damit jeder polizeiliche Einsatz für berechtigt gehalten wird, zeigt eigentlich nur das Problem Vieler bei deren demokratischen Verständnis. Eine kleine Ordnungswidrigkeit ist kein Grund, eine Demo aufzulösen, auch nicht eine solche Gruppe aktiv anzugreifen – Verhältnismäßigkeit eben. Daß die Polizei seit Jahren Recht und Gesetz ignoriert, wenn es gegen Ausländer und oder links geht, und es keinerlei Konsequenzen hat – bis auf eine nachträglich Feststellung der Rechtswidrigkeit, siehe aktuell https://www.braunweissehilfe.de/news/2022/sieg-fuer-sankt-pauli-fans-bielefelder-kessel-rechtswidrig/, aber im nächsten Moment wird exakt das Gleiche ohne weitere Konsequenzen von der Polizei gemacht – ist ein extremes rechtsstaatliches Problem und müßte dringend angegangen werden. Wie so vieles, was sich unter dem Stichwort Polizeiproblem zusammenfassen läßt. Umso wichtiger ist, da demokratisch gegenzuhalten. Mit Klagen, politscher Einflußnahme und auch Demonstrationen. Danke an alle, die an allem mitgewirkt haben!

Mehr zur Demo und zum Spiel in meinem Twitter-Live-Thread: https://threadreaderapp.com/thread/1482283990153318400.html.

Was für Welten zwischen den emotionellem Erleben rund um ein Spiel existieren, konnte drei Tage später beim Pokalspiel gegen Dortmund festgestellt werden. Wir, als totaler Außenseiter, ein Zweitligist mit einem Kaderwert von rund 25 Millionen gegen den in dieser Saison aktiven CL-Teilnehmer aus Dortmund mit einem Kaderwert von rund 580 Millionen Euro, der zudem auch noch der Titelverteidiger im DFB-Pokal darstellte. Seltener ist ein Vergleich David gegen Goliath treffender gewesen. Siehe dazu https://www.transfermarkt.de/fc-st-pauli_borussia-dortmund/vorbericht/spielbericht/3690464.

Am Millerntor konnte ich nicht sein, aber zum Glück habe ich wieder Bilder von vor Ort bekommen, wie auch vom Spieltag gegen Aue. Danke wieder dafür!

Und auch wenn das Spiel im Free-TV zu sehen war, so habe ich wieder lieber zum Stream vom AFM-Radio für den Ton und Kommentar gegriffen. Und nebenbei Ticker wie der von http://liveticker-basisstpauli.de/ und alles ist gleich nochmalk viel dichter dran, wenn mensch schon nicht live vor Ort dabei sein kann!

Spielerisch war es einfach herausragend, was Schulle und seine Mannschaft da auf dem Rasen ablieferte gegen so eine Übermannschaft aus der Spitze der ersten Liga. Als Zweitligist gegen Internationale Klasse gegenhalten und auch mithalten zu können, das ist schon eine beeindruckende Leistung gewesen. Oka,y wie der lesenswerte Ticker von 11 Freunde so schön formulierte, war halt doch nur der zu erwartende Ausgang bei einem Spiel zwischen dem Tabellenersten und dem Tabellenzweiten… Danke dafür: https://11freunde.de/liveticker/bokal-baby/5193962.

Ja, das erste Tor fiel früh und spielte uns sehr in die Karten, aber wir haben im Gegensatz zu den Gästen auch mit Zug nach vorn und vollem Einsatz gespielt – und unsere Gelegenheiten waren in der ertsen Hälfte auch im Tor, während auf der anderen Seite immer ein Bein dazwischen war oder eben Smarsch, der einfach richtig gut an diesem Tag hielt. Leider war dann auch mal eine Hand dazwischen, gekonnt angeschossen von Hummels, der da in der zweiten Halbzeit auch in unserem Sechzehner auftauchte – ich würde einfach mal sagen mit Absicht. Also kein absichtliches Handspiel, aber den ausgestreckten Arm gesehen und mit Absicht angeschossen. Das ist nach den Regeln nach wie vor ein Elfer, aber die Regeln sind absurd, nur sie sind halt so. Und da hat der VAR dem ansonsten abgemeldeten Haaland dann einfach mal über einen Elfer einen Treffer geschenkt.

Doch wir hatten Amenyido, der schon gegen Aue in der letzten Sekunde traf, hier zur 1-0 Führung – und auch beim 2-0 war er beteiligt, denn er lauerte in derart aussichtsreicher Position hinter dem Dortmunder Verteidiger, daß dieser klären mußte – und das zu unserem Glück nur in den eigenen Kasten schaffte. Großartige Vorbereitung von Burgstaller, dessen Torabschlüsse leider allesamt gehalten wurden. Aber alle hatten sie an diesem Tag ihren Anteil an dieser Pokalsensation und alle verdienen es daher, namentlich genannt zu werden: Smarsch, Ohlsson, Law­rence, Medic, Paqa­rada, Smith, Irvine, Becker, Hartel, Amenyido, Burg­staller – und später noch Zander, Dittgen und Makienok. Pokalhelden!

Jetzt noch eine Schippe drauflegen und gegen die Vorstadt, die ebenfalls einen Erstligisten im Pokal schlagen konnte, am Freitag in einem hochklassigen Stadtderby die Stirn bieten und Stadtmeister bleiben! Auf geht es, magischer FC, forza St. Pauli!

Mehr zur Pokalsensation in meinem twitter-Live-Thread https://threadreaderapp.com/thread/1483415515955666948.html sowie
https://millernton.de/2022/01/19/fc-st-pauli-borussia-dortmund-21-dicht-gestaffelt-in-ungeahnte-hoehen/
https://fcspsouthendscum.wordpress.com/2022/01/19/dfb-pokal-round-3-fc-sankt-pauli-vs-borussia-dortmund-2-1-2/